Hunde sind, von Ausnahmen einmal abgesehen, gute Reisebegleiter. Die meisten sind willige Passagiere im Auto und in öffentlichen Verkehrsmitteln, und auch am Urlaubsort erweisen sie sich als anpassungsfähige Feriengäste. Warum also nicht die schönsten Wochen des Jahres in vierbeiniger Begleitung verbringen? Wer eine Auslandsreise plant, muß sich allerdings frühzeitig bei der Auslandsvertretung des Reiselandes mit den geltenden Einreisebestimmungen vertraut machen, damit das gemeinsame Urlaubsvergnügen nicht schon an der Landesgrenze ein jähes Ende findet.
In allen europäischen Ländern (Ausnahme GUS) ist eine Tollwut-Schutzimpfung gesetzlich vorgeschrieben. Diese muß in der Regel mindestens 30 Tage vor Reiseantritt erfolgt sein und darf nicht länger als 12 Monate (Türkei, Jugoslawien, Litauen: 6 Monate) zurückliegen. Die Tschechische und Slowakische Republik fordern darüber hinaus eine gültige Impfung gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose, für Lettland ist zusätzlich die Leptospirose-Impfung Pflicht. Tierärzte kennen die Impfbestimmungen und tragen in einem Internationalen Impfpaß eine Gesundheits- und Impfbescheinigung mit allen erforderlichen Angaben für das jeweilige Reiseland ein. In einigen Ländern muß bei der Einreise ein amtstierärztliches Gesundheitszeugnis vorgelegt werden, das erst unmittelbar vor Reiseantritt ausgestellt sein darf. Dies gilt für Bulgarien, die Baltischen Staaten, Polen, Portugal, GUS, Spanien, Rumänien, Türkei und Ungarn.
Wenn das Reiseziel Schweden, Norwegen oder Großbritanien heißt, muss zur Erfüllung der Einreisebedingungen zwischen vier und sechs Monaten Vorlaufzeit eingeplant werden. Diese Länder verlangen neben Impf- und Entwurmungsnachweisen auch Blutuntersuchungen und eine Identitätsmarkierung durch Mikrochip oder Tätowierung. Details können bei den örtlichen Veterinärämtern erfragt werden.
Bei der Einreise nach Belgien, Dänemark, Frankreich und in die Niederlande sind Rassebeschränkungen zu berücksichtigen.
Für ungetrübte Urlaubsfreuden sollten neben den gesetzlichen Vorschriften noch einige tierärztliche Ratschläge Beachtung finden: in vielen Urlaubsländern ist die Infektionsgefahr für Staupe und Parvovirose noch weitaus größer als in Deutschland. Die rechtzeitige Impfung - auch wenn sie nicht gesetzlich vorgeschrieben ist - schützt den Hund vor Ansteckung am Urlaubsort und zuhause. In einigen südeuropäischen Ländern (z.B. Frankreich, Italien, Griechenland, Portugal, aber auch Ungarn und Südschweiz) können durch Zeckenbisse und stechende Sandfliegen verschiedene Erreger auf den Hund übertragen werden, die schwere, unter Umständen tödlich verlaufende Infektionskrankheiten auslösen können. Eine Vorsorge gegen Zecken- und Flohbefall ist hier besonders wichtig.
Zeigt der Hund nach dem Urlaub oder auch längere Zeit danach ein verändertes Verhalten, schlechtes Allgemeinbefinden oder Hautveränderungen, kann der Weg zum Tierarzt mit dem Hinweis auf die vorangegangene Reise lebensrettend sein.
Wenn der Vierbeiner mit auf große Fahrt soll, muß die
Reise gründlich und vorausschauend geplant werden. Wer den organisatorischen
Mehraufwand nicht scheut, wird durch die gemeinsam verbrachten Urlaubsfreuden
reich belohnt. Damit der Reisepartner Hund zum Urlaubsglück beitragen kann,
sollten einige tierärztliche Ratschläge beachtet werden.
Die meisten
Hunde sind begeisterte Autofahrer. Aber auch Tiere, die das Autofahren schlecht
vertragen oder ängstlich und übernervös reagieren, müssen nicht zuhause bleiben.
Ein Beruhigungsmedikament, das der Tierarzt verordnet, läßt auch sie die Reise
gut überstehen. Wichtig sind regelmäßige Bewegungspausen mit Trinkwasserangebot.
Und grundsätzlich gilt für Hunde wie für Menschen: mit vollem Magen reist man
schlecht. Also, bei kürzeren Fahrten erst am Fahrziel füttern, bei langen
Fahrten nur kleine Häppchen zwischendurch anbieten.
Wenn im Wageninneren
tropische Temperaturen herrschen, fühlen sich auch die vierbeinigen Passagiere
nicht mehr wohl. Hunde können aufgestaute Körperwärme nur in geringem Maße
abgeben, ein Hitzestau droht. Daher sollten Autofahrten auf die kühleren Tages-
und Nachtstunden verlegt werden. Bei starker Sonneneinstrahlung sollte der Hund
möglichst im schattigen Fußraum des Beifahrersitzes untergebracht oder mit
hellen, feuchten Tüchern bedeckt werden. Tiere mit dunkler Fellfarbe sind für
diese Fürsorge besonders dankbar. Muß der Hund kurzzeitig im geparkten Wagen
bleiben, ist unbedingt ein schattiger Parkplatz aufzusuchen.
Auch am
Urlaubsort muß dem Hitzschlagrisiko begegnet werden. Es empfiehlt sich,
Bewegungsaktivitäten in der Mittagshitze einzuschränken und dem Hund einen
kühlen Liegeplatz zuzuweisen. Steht eine Bademöglichkeit zur Verfügung, kann
auch sie zur wohltuenden Abkühlung beitragen. Doch Vorsicht, Hunde können ebenso
wie ihre Besitzer einen Sonnenbrand erleiden, besonders wenn sie sich häufig im
oder am Wasser aufhalten. Meist verbrennt der Nasenspiegel, vor allem wenn er
unpigmentierte Stellen aufweist. Hier hilft eine wasserfeste
Sonnenschutzcreme.Gefährdet sind auch Tiere mit weißem, kurzem Fell und wenig
Unterwolle (z.B. Dalmatiner, Bulterrier, West Highland White Terrier). Solche
Rassen sollten möglichst im Schatten bleiben.
Viele Hunde reagieren
empfindlich auf Futterumstellungen. Läßt sich am Urlaubsort die gewohnte
Fütterung nicht fortsetzen, sollte die Umstellung allmählich erfolgen durch
Zumischung steigender Anteile des neuen Futters in das gewohnte. Bei hohen
Umgebungstemperaturen ist der Appetit oft vermindert. Das ist kein Grund zur
Sorge, solange der Hund nicht an Gewicht verliert. Was nicht gefressen wird,
sollte umgehend beseitigt werden. Rasch verderbende Futterreste können Anlaß zu
ernsthaften Magen-Darm-Störungen sein. Frisches Wasser (Trinkwasserqualität!)
muß immer zur Verfügung stehen.
Heiße Hündinnen können den Urlaubsfrieden
nachhaltig stören. Es lohnt sich also, vor der Reise einen Blick auf den
Zykluskalender der Hündin zu werfen und gegebenenfalls den Tierarzt um eine
kurzfristige hormonelle Verschiebung des Ereignisses zu bitten.
Kleinere
Hautwunden, die normalerweise nicht behandlungsbedürfig erscheinen, müssen in
südlichen Ländern sorgfältig versorgt werden. Fliegen nutzen solche
Möglichkeiten zur Eiablage. Die sich im Wundgebiet entwickelnden Maden können
schwere Heilungsstörungen verursachen. Wer sich vor Reiseantritt von seinem
Tierarzt eine individuelle Reiseapotheke zusammenstellen läßt, ist auch für
solche Zwischenfälle bestens gerüstet.
© M. Munck * 14828 Görzke